Der Abgasskandal von VW hat Schlagzeilen gemacht und so einige zum Thema Abgasmessungen sensibilisiert. Eine Manipulation der Software konnte nachgewiesen werden, doch es gibt beim NEFZ, dem europäischen Fahrzyklus legale Tricks um die Abgaswerte auf dem Rollenprüfstand zu verbessern. Viele Autohersteller nutzen diese Grauzone, um die Fahrzeugwerte wie CO2 Ausstoß und Spritverbrauch zu minimieren.

Fahrzeugzyklus ist realitätsfern

Die Randbedingungen des NEFZ sind eindeutig festgelegt. Der Fahrzyklus entspricht jedoch nicht der Realität. Wie es zu den starken Abweichungen zwischen den Ergebnissen des Fahrzyklus und den real auf der Straße gemessenen Werte kommen kann? Drei Punkte, die schnell Klarheit schaffen:

13 legale Tricks beim Abgastest und Fahrwiderstandsmessung

Fahrzeughersteller nutzen die Grauzone beim Abgastest um legale „Optimierungsmöglichkeiten“ voll auszunutzen.

  1. Spezialreifen
    Das aufziehen von sehr leicht abrollenden Spezialreifen (roll- und luftwiderstandsoptimiert) führt zu einer Verkleinerung des Roll- und Luftwiderstands.
  2. Erhöhung des Reifendrucks:
    Um die Rollreibung zu  minimieren werden die Reifen auf den Maximaldruck aufgepumpt.
  3. Anpassung der Räderausrichtung:
    Im Serienfahrzeug sind die Räder so eingestellt, dass der Fahrer mit einem guten Handling und einem akzeptablen Rollwiderstand rechnen kann. Im Test hingegen werden die Räder so ausgerichtet, dass der Rollwiderstand auf ein Minimum reduziert wird. So lässt sich der Rollwiderstand bis zu 20 % minimieren.
  4. Einsatz von Super-Leichtlauföl
    Durch die Verwendung von Hochleistungsschmierstoffen, die im Serienfahrzeug im Normalfall nicht zum Einsatz kommen, findet eine Reibungsminimierung im Motor statt.
  5. Außenspiegel abmontieren
    Um den Luftwiderstand zu minimieren werden wohl auch die Außenspiegel abmontiert.
  6. Abkleben von Ritzen und Spalten
    Durch das Abkleben von Luftspalte mit einem Klebeband wird der Luftwiderstand minimiert. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Abkleben der Türschlitze, der Spalte an der Motorhaube oder sogar das Abkleben des Kühlergrills.
  7. Gewichtsreduzierung
    Für den Test werden Fahrzeugvarianten mit der geringsten Ausstattung vom Hersteller bereitgestellt. Zusätzlich werden Komponenten ausgebaut, die nicht unbedingt erforderlich sind
  8. Bremsbeläge angepasst
    Um in kritischen Situationen dem Fahrer die volle Bremsleistung bereitzustellen, sind die Bremsbeläge meist leicht angelegt, bzw. werden von Zeit zu Zeit trockengebremst. Beim Test werden teilweise auch die Bremsbeläge „nach hinten gedrückt“, um eine Reibung mit der Bremsscheibe zu verhindern.
  9. Gut eingefahrene Testfahrzeuge
    Um ein möglichst langes Ausrollen zu erreichen, werden oft gut eingefahrene Fahrzeuge vom Hersteller gestellt. Laut Testbedingungen müssen die Fahrzeuge mindestens 3000 km normal eingefahren worden sein. Fahrzeughersteller fahren gerne ein paar Kilometer mehr, was laut Experten deutliche Vorteile bringt.
  10. Fahrzeugtest bei warmen Klima
    Milde Temperaturen beeinflussen den Fahrwiderstand positiv. Ein Großteil der europäischen Ausrolltests werden deshalb nicht ohne Grund in Spanien durchgeführt.
  11. Abklemmen der Lichtmaschine
    Jedes Fahrzeug verfügt über eine Batterie, welche aufgrund der vielen elektrischen Verbraucher und des Anlassers über einen Generator, die sogenannte Lichtmaschine geladen werden muss. Nicht so während des Tests. Bei Durchführung des Prüfzyklus kann die Lichtmaschine abgeklemmt werden, was bis zu 30% Kraftstoff einspart.
  12. Vollaufgeladene Batterie
    Der Test erlaubt es, die Batterie vor dem Prüfzyklus mit einem Autobatterieladegerät auf 100% aufzuladen. Im Vergleich zu einer teilentladenen Batterie wird durch diese Maßnahme ebenso Kraftstoff eingespart.
  13. Abschüssige Strecke
    Der NEFZ erlaubt bei den Ausrolltests ein Gefällte von 1,5 Prozent. Um mögliche Einflüsse durch z.B. auszugleichen, muss das Testfahrzeug auch in die andere Richtung fahren. Es ist im Test nicht vorgegeben, dass auf der gleichen Strecke zurückgefahren werden muss, so ist in beiden Richtungen ein Gefälle möglich.

Fahrzeughersteller unter Druck

Die Fahrzeughersteller bewegen sich mit ihren Verbrennungsmotoren an den physikalischen Grenzen des Möglichen. Der Spagat zwischen Leistungssteigerung und Verbrauchsminimierung wird immer kostspieliger. Es ist ein Level erreicht, bei dem steigende Investitionen nur noch zu marginalen Verbesserungen führen bzw. Richtwerte nur noch durch Manipulationen einhaltbar sind. An diesem Punkt angelangt, kommen alternative Antriebe ins Spiel. Deren Entwicklung ist anfangs kostspielig, wird sich aber langfristig gesehen für die Fahrzeughersteller auszahlen. Die Zeit der Elektromobilität beginnt an diesem Punkt. Elektroautos und Brennstoffzellenfahrzeuge werden ihren Beitrag zu dieser neuen Ära beitragen. VW hat dies erkannt und forciert nun die Herstellung von Elektroautos (VW Entwicklung von Elektroautos auf Hochtouren)